Säen und ernten
Säen und ernten
Es regnet. Schon wieder. Ich schaue aus dem Fenster und merke, wie schlechte Stimmung in mir aufzieht. Wir haben den vorletzten Novembertag und ich die Tulpen- und Narzissen-Zwiebeln noch nicht in der Erde.
Seit Wochen will ich sie setzen, aber jedes Mal, wenn ich Anlauf nehme, mich in die Gartenkleider zu werfen, regnet es. Oder es hat gerade geregnet und alles ist nass und matschig. Oder es wird gleich regnen und lohnt sich gar nicht anzufangen.
Oder es ist schon fast zu dunkel. Oder noch zu früh am Morgen. Oder ich muss erst noch etwas anderes erledigen – und dann ist es plötzlich zu spät und dämmert schon.
Und doch weiß ich, wie sehr ich mich jedes Jahr an der herrlichen Farbenpracht der Frühlingsblüten freue. Am Bunt im Braun und Grau. An der Verheißung von Sonne und Wärme. An den Zeugen des ewigen Werdens nach Monaten des Rückzugs, des Vergehens und des Dunkels.
Wenn ich auch im nächsten Frühjahr Freude an den lebensfrohen Frühlingsblühern haben möchte, dann muss ich sie JETZT in die Erde bringen. Irgendwann kommt der Frost und dann ist es zu spät. Klar, ich könnte die Schönen auch erst im zeitigen Frühjahr im Haus vorziehen und dann auspflanzen. Aber welchen Riesenaufwand würde das bedeuten? Und wie viel Platz, Töpfe und Erde würde ich für die wohl über 100 Zwiebeln benötigen?
Also lieber doch JETZT loslegen, allen Hindernissen – und Ausreden – zum Trotz. Und auch dem Risiko zum Trotz, dass die Wühlmäuse auch in diesem Winter wieder ihren Tisch mit meinen Tulpenzwiebeln decken. Damit muss ich leben – oder eben auf die Freude im Frühjahr verzichten, die die Tulpen und Narzissen wochenlang in mir auslösen.
Kennst du dieses Thema? Erst säen, dann ernten? Oder erst Zwiebeln setzen, dann über Blumen freuen? Erst Aufwand, dann Ertrag? Wie sorgst du dafür, dass du rechtzeitig das Notwendige tust, um später Erfolge zu feiern? Wie regulierst du dich selbst, wenn du die Befriedigung deiner momentanen Bedürfnisse auf einen entfernten späteren Zeitpunkt verschieben musst? Wenn der Einsatz, den du JETZT bringst erst lange Zeit später – und auch nur vielleicht – Nutzen bringt? Wie überwindest du Unlust und Schwierigkeiten, die dich am motivierten Loslegen hindern?
Ich freue mich auf deinen Kommentar!