Gastfreundschaft nicht nur als Job

Gastfreundschaft nicht nur als Job

Was für ein fantastisches Vorbild an Echtheit, Gastfreundschaft, Dankbarkeit, Kundenbeziehung und einfach echter Freude und Hingabe an seinen Job!

Vor ein paar Tagen wollte ich für den Folgetag in einem sehr gemütlichen arabisch-syrischen Lokal mit sehr feiner Küche und sehr zugewandten Gastgebenden einen Tisch für meine Freundin und mich reservieren.

Die Antwort auf meine Reservationsanfrage via Kontakt-Formular:

Guten Abend Frau Heine 🙂

Herzlichen Dank für die Reservationsanfrage.

Leider sind wir morgen Abend schon ausgebucht.

Wir freuen uns auf ein anderes Mal und wünschen Ihnen eine wunderschöne Woche.

Liebe Grüsse

Robi

Café Damascus

Wenn ich diese Absage auch sehr bedauerte, freute ich mich doch über die wenigen, aber persönlichen Zeilen. Eine Reaktion darauf wäre nicht nötig gewesen, aber ich folgte meinem Impuls und antwortete:

Mein Antwort-Mail:

Lieber Robi

Sooo schade!!! Du hast uns vor längerer Zeit mal ‹exklusiv› den oberen Teil eures wunderschönen Bijou gezeigt.

Wir treffen uns immer – meine Freundin von Luzern, ich von Bern kommend – in Zofingen für eine gemeinsamen Abend. Schon letztes Mal hatten wir Pech, da hattet ihr zu (Montag).

Naja, nächstes Mal früher fragen, ok. Schön für euch, dass ihr so gut gebucht seid.

Auf ein anders Mal und weiterhin viel Erfolg,

Kerstin

Keine Minute später klingelte das Telefon. Eine unbekannte Nummer. Der Anrufer stellte sich als Robi vor. Er hätte soeben mein Mail gelesen und einfach schnell anrufen müssen.

Es täte ihm so sehr leid, dass er uns wegen seines voll ausgebuchten Restaurants nicht empfangen könne. Ich beschwichtigte und bestätigte nochmal, dass ich mich für den offensichtlichen Erfolg seines schönen Lokals freue und wir sicher ein anderes Mal wieder Glück hätten.

Aber es war ihm wichtig, mir sein aufrichtiges Bedauern zu versichern. Er freue sich sehr, dass sie bis Weihnachten jeden Abend mit zusätzlichen Firmenessen ausgebucht seien. Aber uns hätte er trotzdem auch gerne willkommen geheissen. Es war deutlich spürbar, dass er uns nicht gerne absagte. Wir wechselten lachend und bedauernd noch ein paar herzliche Worte und verabschiedeten uns wie Freunde auf ein Wiedersehen im Lokal.

Mich überraschte und berührte dieses Gespräch sehr. Es wäre für Robi, den Gastwirt, überhaupt nicht nötig gewesen, mich anzurufen. Und es änderte an der Situation nichts. Er hatte keinen Platz für uns. Aber in uns beiden geschah eben doch etwas. Es entstand eine kurze menschliche Verbundenheit, die uns beide bereicherte und mir einen Glücksmoment schenkte. Dieses Erlebnis werde ich vermutlich noch länger in mir tragen als einen schönen Abend im Restaurant.

Danke, Robi, du bist ein geborener Gastgeber!

Hast du auch solche Erlebnisse in Erinnerung? Was lösen sie in dir aus? Und was ist dein Beitrag dazu, dass sie geschehen konnten?

Ich freue mich auf deinen Kommentar!