Freiheit im Konjunktiv
Freiheit im Konjunktiv
Kürzlich bot ich den Teilnehmenden in meinem Schnupper-Angebot »online-Wort-Spiele« einige Sprungbrett-Sätze an. Ziel solcher Sätze ist es, leichter ins Schreiben zu kommen, indem wir unsere Hand zuerst diesen Satz und dann einfach spontan weiterschreiben lassen. Um Hemmschwellen herunterzusetzen und den Zugang zum Unterbewussten zu erleichtern, formuliere ich diese Sprungbrett-Sätze gerne in der Möglichkeitsform (Konjunktiv).
Einer der Sätze, die ich zur Auswahl stellte, war »Wenn ich Pipi Langstrumpf wäre,…« Diesen wählte ich für mich selbst aus und überliess meiner Hand den Stift.
Folgender Text erschien auf dem Papier:
Wenn ich Pipi Langstrumpf wäre, dann wäre ich frei. Frei von Normen und Regeln. Frei von Vorgaben, Verboten und jeder Menge »Das macht man nicht!«. Ich wäre immer frohgemut, stets zuversichtlich und voller Vertrauen ins Leben, das mich täglich mit neuen Abenteuern beschenkt.
Und ich wäre so stark und mutig, so ungehemmt und entscheidungsstark, so wagemutig und risikobereit, dass das Leben eine rauschende Wildwasserfahrt voller tosendem Lachen wäre.
»Der Sturm wird stärker!«, würden die Hasenfüsse schreien. »Das macht nichts – ich auch!«, würde ich zurückjubeln! Voller Freude, voller Vertrauen in mich selbst und in das Leben.
Und was wäre dann anders?
Vor allem meine innere Haltung!
Meine Ausrichtung. Meine Reaktion auf das, was geschieht. Ohne, dass das Aussen wirklich anders wäre. Wie ich mit den Dingen umgehe, macht den Unterschied. Ich kreiere mir selbst meine Wirklichkeit.
Als ich meinen Mitschreiberinnen den Text anschliessend vorlas, löste er Gefühle und Gedanken aus, die zum Weiterspinnen anregten:
»Was wäre, wenn du den Text nicht im Konjunktiv, sondern im Indikativ geschrieben hättest?«
»Was verändert sich, wenn alle Verben nicht durch «wäre» oder «würde» oder «hätte» abgeschwächt und Theorie bleiben würden?«
Welche innere und äussere Reaktion löst es aus, wenn Aussagen klar und eindeutig im JETZT formuliert sind? »Ich BIN stark und mutig.« »Ich BIN frei von …« »Ich BIN zuversichtlich und voller Vertrauen.«
Jede von uns konnte ihren eigenen Antworten nachspüren und sie mit in ihre Tage nehmen. Und wir dürfen beobachten, was geschieht.
Schreiben macht sichtbar. Gedanken sind mächtig. Verhalten erzeugt Wirkungen.
Was lösen diese Überlegungen bei dir aus? Zu welchen Einsichten führen sie dich? Was machst du damit?
Ich freue mich auf deinen Kommentar!